Montag, August 28, 2006

Hof

Hallo Leuts,

bin hier immer noch in Hof, draussen regnet es und ich hätte nicht übel Lust einfach hier sitzen zu bleiben, zumal ich heute realtiv spät aufgestanden bin und es schon fast Mittag ist. Zu dieser Uhrzeit mache ich sonst jeweils meine erste Pause nach ca. 10km Marsch. Heute werde ich aber trotzdem noch weitergehen, aber wahrscheinlich nur so 20km.
Zu Hof kann ich leider noch immer nicht sehr viel sagen. Bemerkenswert ist sicher die grosse Kirche, die mitten in der Altstadt steht. Die Stadt hat ca. 60000 Einwohner und liegt etwas verstreut an Hügeln, so dass ich Gestern wirklich Mühe hatte, in die Stadt zu finden. Wenn ihr zufällig einmal hier vorbeikommen solltet, so kann ich aber einen Zwischenhalt durchaus empfehlen. Die Altstadt ist im Verhältnis zur Gesamtstadt sehr gross und hat eine schöne Fussgängerzone. Schade fand ich nur, dass es in der Altstadt nur Geschäfter und keine Restaurants gibt. Ich wollte gestern in der Altstadt essen gehen, und habe mich fast zu Tode gehungert auf der Suche nach einem Restaurant. Schliesslich landete ich in einem Bistro, wo ich Penne und Salat essen konnte. Beides wurde wohl aus dem Plastikbeutel serviert. Naja. Ich hatte schon bessere kulinarische Erlebnisse in Deutschland, aber der Magen wurde auch Gestern gefüllt.
Um auf Alberts Kommentar zu Antworten betreffend Leute, die ich getroffen bzw. eben nicht getroffen habe. Da ich in den letzten beiden Tagen nur auf der Hauptstrasse unterwegs, das Wetter mies, und die Städte hässlich waren, habe ich auch nicht soviele Menschen getroffen. Ausserdem merke ich in der letzten Zeit, dass ich auch weniger Lust habe auf Menschen zuzugehen. Nach vier Wochen Hartz4, MwSt. Erhöhung und sonstigen deutschen Leidensgeschichtengejammere habe ich etwas Mühe mir das Immergleiche wieder anzuhören. Tönt etwas hart, aber die Deutschen jammern genauso wie die Schweizer auf hohem Niveau. Keiner ist zufrieden damit, dass er genug zu essen, fliessend Wasser, ein Auto, ein Job und eine anständige Bleibe hat. Alle sehen nur noch den Niedergang, den Blutsauger Staat und sonstige negative Dinge.
Gestern habe ich auf der ARD eine Sendung zum Thema "Mit fünzig Jahren ausrangiert" gesehen, wo sechs Leute über das Wirtschaftspolitische System diskutierten. Interessant war dabei, dass eine ehemalige SPD Bundestagsabgeordnete nach ihrer Abwahl ein Jahr arbeitslos gewesen war, bis sie sich selbständig gemacht hat. Sie hatte selbst die damaligen Reformen mitgetragen, die sie nachher so ungünstig trafen. Ich kann hier nicht die ganze Diskussion schildern, klar wurde dabei aber, dass nichts klar ist. Alle sahen nur Probleme, aber keiner machte Vorschläge wie man es besser machen könnte. Ich glaube die Leute haben einfach Angst ihren hohen Lebensstandard zu verlieren. Dem Kind wird sozusagen das Spielzeug weggenommen und das findet es gar nicht lustig, obwohl es noch genügend andere Spielzeuge hat. Meine Meinung dazu. Wir müssen unsere Definition von Armut nach unten schrauben. Es geht nicht mehr, dass Armut bedeutet, dass man sich nur einmal im Jahr Ferien leisten kann. Armut sollte wieder bedeuten, dass man nicht genügend zu essen und zu trinken hat. Dann würde Vielen bewusst, dass sie doch gar nicht so arm sind. Dies betrifft nicht nur Deutschland, sondern die gesamte westliche Welt.
So, damit liess ich einmal den moralisierenden Studenten mit mir durchgehen, aber dazu ist ein Blog eben auch da. Man kann rauslassen was man will. Es zahlt ja niemand dafür, dass er dies lesen darf.
Jetzt muss ich mich aber wirklich auf die Socken machen, sonst komme ich heute nirgendwo mehr hin.

Gruss

Joel

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Joel, dein Ansatz der neuen Definition der Armut gefällt mir. Und Student darf wohl moralisierend sein. Meiner Meinung nach sollte er sogar sich gegen oder für und mit und überhaupt für seine Umwelt interessieren. Das führt dann auch zu Meinung und Diskussion, zu Moral, Ethik uns Sinn.
Mmh, lass dir die Zufriedenheit nicht vom Regen vermiesen, kann mir vorstellen, dass es die Freude dämpft. Ist es nicht so, dass es auch Momente gibt, da vergisst du den Regen? Naja könnte ja sein. Vorallem wenn du an mich denkst und wo ich sitze....
christine

2:53 PM  

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