Donnerstag, August 24, 2006

Bayreuth

Hallo Zusammen,

nach dem schönen Nürnberg ging meine Reise weiter nach Gräfenberg über Pottenstein bis hierher.
Auf der Wanderung nach Gräfenberg konnte ich mich auf eine gute Wanderkarte verlassen, so dass ich nicht auf Strassen gehen musste. Obwohl dieser Wandertag erst drei Tage zurück liegt, weiss ich darüber nicht mehr sehr viel. Sicher ist jedoch, dass die fränkische Schweiz sehr schön ist. Wenn man einmal den Anstieg auf die Hochebenen hinter sich hat, wandert man in einem hügeligen Gebiet, das von Mischwäldern und Landwirtschaftsflächen geprägt ist. Immer wieder kommt man in kleinen Ortschaften vorbei, die scheinbar am Ende der Welt liegen. Heute sah ich zum ersten Mal einen lebenden Feldhasen, der sich schnell aus dem Staub machte. Tote Feldhasen am Strassenrand habe ich auch schon riechen (buäääähhh) dürfen. Der Ort Gräfenberg liegt etwas oberhalb einer Endstation der Deutschen Bahn. Dort angekommen fühlte ich mich weitab von jeder Zivilisation. Das änderte sich zum Glück schnell. Einmal auf dem Hügel und damit in der Ortschaft selber angelangt, findet man sich in einem mittelalterlich geprägten Städtchen, das mit seinem Dorfplatz etwas Italianità verbreitet. Die Häuser sind aus solidem Sandstein gebaut, der in dieser Region weitgehend den Riegbau aus südlicheren Gegenden verdrängt hat.
Von Gräfenberg aus ging ich gestern weiter bis nach Pottenstein. Nachdem ich mich am morgen in den Wäldern etwas verlaufen habe - kommt davon wenn man keine Karten lesen kann - entschied ich mich die Hauptstrasse zu nehmen. Entgegen meinen Erwartungen, war dies gar keine schlechte Idee, da kaum Verkehr herrschte und ich zügig vorankam. Da ich am Vortag von Nürnberg nach Gräfenberg immer noch Schmerzen im Oberschenkel hatte, die sich am Nachmittag ins schwer erträgliche gesteigert hatten, ging ich am Mittwoch nur zwanzig Kilometer weit. Das aushalten des Schmerzes am Dienstag hatte sich allerdings gelohnt, da ich am Mittwoch keine Schmerzen mehr verspürte. Die Reduzierung des Tagespensums brachte mir einen entspannten Tag, an dem ich mitten im Nirgendwo in einer Wirtschaft Kaffee und Kuchen à la deutsche Hausfrauen genoss. Die Hausfrauen hatten dafür jedoch keine Zeit, weil sie gerade damit beschäftigt waren mehrere Kilogramm Pilze zu rüsten. Ausserdem mussten sie sich beeilen, da die guten Frauen um exakt zehn vor drei Uhr, ihre Lieblingssendung sehen wollten. Um diese Zeit war ich dann schon wieder unterwegs nach Pottenstein. Durch malerische Dörfchen, neben kleinen Hochlandbächen vorbei und zwischen Mais-, Hopfen- und Weizenfeldern hindurch kam ich schliesslich in Bottenstein an. Diese Stadt ist wirklich etwas aussergewöhnliches. Ich kam auf der gegenüberliegenden Seite des alten Schlosses an. Das alte Schloss liegt, ganz ritterlich, auf einer hohen Felswand, die sich senkrecht von Bottenstein hinaufzieht. Da ich irgendwo für die Nacht unterkommen wollte, musste ich also den Abstieg ins Dorf in Angriff nehmen. Auf alten Römerpfaden, von denen man noch die Spuren der Wagenzüge sieht, ging es steil bergab. Auch in Bottenstein führt natürlich ein Bach vorbei, der sich durch die ganze Ortschaft schlängelt. Glücklicherweise fand ich ein Zimmer, das im vernünftigen Rahmen lag. Zuerst dachte ich, dass ich im Hotel Krone werde übernachten müssen. Dort werden gesalzenere Preise, als in der Schweiz verlangt.
Heute Schliesslich ging ich von Pottenstein bis nach Bayreuth. Da, ich von der Streckenführung der Wanderwege nicht sonderlich überzeugt war, nahm ich auch heute die Hauptstrasse. Bis kurz vor Bayreuth war dies auch die richtige Wahl, wie sich herausstellte. Danach hatte es viel Verkehr, dem ich allerdings nur über ca. drei Kilometer davonhechten musste. Über die Landschaft lässt sich leider nichts Neues sagen, da sie genau gleich aussah, wie ich sie weiter oben schon beschrieben habe. Das macht sie allerdings nicht weniger schön.
Im Moment bin ich wirklich froh, dass ich die Donau vor einer Woche hinter mir lassen konnte. Die Landschaft zwischen Ulm und Donauwörth, war nicht sehr interessant. Der fränkische Jura und die fränkische Schweiz boten da einiges mehr an Sehenswertem. Dies stärkte meine Motivation und macht mich sehr zufrieden.

Damit verabschiede ich mich. Bis zum nächsten Mal.

Gruss

Joel

Dienstag, August 22, 2006

FYI

Hallo Zusammen,

da ich mir jetzt endlich die Zeit genommen habe, nachzuschauen wie ich Kommentare löschen kann, gilt ab jetzt: Jeder Kommentar ohne Namen im entsprechenden Feld oder im Kommentar selber wird gelöscht.

Danke für euer Verständnis.

Gruss

Joel

Montag, August 21, 2006

Nürnberg Klappe die Dritte

Hallo Zusammen,

ich habe nun einen halben Tag in Nürnberg verbracht; die andere Hälfte habe ich geschlafen. Ich schaute mir die St. Lorenzkirche und noch eine andere grosse Kirche an. Beide wurden am Ende des zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört. In der Mitte der 1950er Jahre waren dann beide wieder vollständig aufgebaut. Trotz den Bombardements blieben die meisten Kunstschätze der Kirchen und anderer Institutionen erhalten. Die Erklärung dafür: In, oder besser gesagt unter Nürnberg befindet sich ein Kellersystem, das 25`000qm Fläche umfasst und teilweise vierstöckig ist; insgesamt also fast 100`000qm misst. Schon im dreizehnten Jahrhundert wurde mit der ersten Ausbaustufe begonnen, die um 1380 abgeschlossen war. Unter Nürnberg befindet sich Sandstein, der sich mehrere hundert Meter hoch oder tief stapelt. Ich konnte Heute bei einer Führung einen Teil des Kellergewölbes besichtigen, das im Verlaufe der Jahrhunderte verschiedenen Zwecken diente. Zuallererst wurde es für die Lagerung und die Herstellung von Bier gebraucht. Später wurden die Keller auch als Eisbunker und zur Herstellung von Sauerkraut verwendet. Ausserdem wurden Röhrensysteme zur Gewinnung und Verteilung von Trinkwasser gebaut. Das Trinkwasser in Nürnberg war aber nicht über alle Zweifel erhaben. Was die Nürnberger damals noch nicht wissen konnten, war die Tatsache, dass der Sandstein wasserdurchlässig ist. Da es viele Abortlöcher wenige Meter neben Brunnen gab, wurde das Wasser jeweils schlecht. Dies war auch einer der Gründe, weshalb zweijährige Kinder Bier zu trinken bekamen. Der andere Grund war, dass Bier sehr nahrhaft ist, und dem aufwachsen der Kinder damit förderlich war.
Die Eingangs erwähnte Rettung der Kunstschätze Nürnbergs haben die Nürnberger einerseits den bis zu sechzehn Meter unter Tage liegenden Kellern und andererseits, dem Ungehorsam dreier wichtiger Männer zu verdanken. Trotz anderslautenden Befehlen, haben die drei Männer alles, was wichtig war, in einen grossen Keller verfrachtet. Dort überlebten die Kunstschätze das für Nürnberg verheerende Kriegsende. Beim Wiederaufbau der Kirchen beispielsweise, konnten dann die alten Kirchenfenster wieder eingebaut werden.
Die Keller dienten am Ende des zweiten Weltkrieges noch einem anderen Zweck. Grosse Gewölbe wurden zu Bunkern umgebaut, damit die Bevölkerung Schutz finden konnte. Teilweise wurden dazu Steine verbaut, welche eigentlich für das Reichtagsgebäude gedacht waren, welches Hitler in Auftrag gegeben hatte. Mangels Baustoffen wurde dieses Gebäude aber nicht gebaut.
Heute dienen die Keller keinem besonderen Zweck mehr. Sie lassen sich als Touristenattraktion aber gut verkaufen.
Noch eine Anekdote zum Bier. Es gibt ein bayrisches Reinheitsgebot von 1500 und etwas, welches festlegt, wie Bier gebraut werden muss. Die Nürnberger haben aber schon um 1300 ein Reinheitsgebot festgelegt. Darin war ihnen vor allem die Reinheit der Hefe wichtig. Die Hefe durfte nicht durch Schimmelpilze vergiftet sein. Dies hatten die Reinheitsgebotsväter als Hygienemassnahme zur Erhaltung der Volksgesundheit angeordnet. Schliesslich gab es damals noch keine Krankenkassen.
Zu Nürnberg allgemein lässt sich sagen, dass es sich hier sehr gut in der Innenstadt flanieren lässt. Shoppingliebhaber kommen hier ebenso auf ihre Kosten, wie kulinarische Feinschmecker. Ausserdem ist die ganze Innenstadt praktisch autofrei. Die grossen Plätze sind gesäumt von Gelaterias und Strassencafés, welche italienisches Flair verbreiten. Leider war es Heute nicht heiss genug um in richtige Dolce Vita Stimmung zu kommen, aber Nürnberg gefällt mir wirklich ganz gut.
So, damit verabschiede ich mich online von Nürnberg, real werde ich das erst morgen tun.

Gruss

Joel

Sonntag, August 20, 2006

Nürnberg 2

Hallo Zusammen,

zuerst möchte ich eines klarstellen. Egal ob ihr lobende oder kritische oder andere Anekdoten in die Kommentare rein schreibt: Schreibt eure Namen hin, sonst nützt mir der Kommentar nichts. Oder ist der Schreiber des letzten Kommentares etwa zu feige um zu seinem Wort zu stehen? Egal.
Ich war heute Abend im Treibhaus. Dort habe ich einen grossen, griechischen Salat und eine grosse Portion Spaghetti gegessen; bis mir der Bauch platzte. Frisch genährt und mit etwas Alkohol versehen, kann ich mich nun an eine etwas genauere Berichterstattung von Treuchtlingen bis hierher wagen.
Gestern ging ich wie gesagt, von Treuchtlingen bis nach Georgensgmünd. Es hatte einen schönen Radweg, der teilweise an einem Bach entlang verlief. Den fränkischen Jura muss man sich als Hochebene mit zum Teil engeren Tälern vorstellen. Allerdings ging ich quer durch, und war schon bald in der fränkischen Seenregion. Ich kam zwar an keinem See vorbei, aber westlich von Pleinfeld hat es einen relativ grossen See, der offenbar viele Urlauber anzieht. Überall gibt es Angebote zur Übernachtung und Ferienwohnungsvermietung. Dies mit gutem Grund. Durch das Tal führt keine grössere Strasse und auch sonst ist es nicht mit irgendwelchen Bauten verschandelt. Würde man nicht ab und an ein Auto oder sonst eine Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts sehen, man könnte sich glatt ins Mittelalter versetzt fühlen. Auch die Hopfenfelder, die ich passierte, passen in dieses Bild. Hopfenfelder sehen aus wie Stangenbohnenplantagen. Der Hopfen wird an Schnüren hochgezogen und steht ca. zehn Meter hoch. Wahrscheinlich wird er maschinell geerntet, aber wenn man daran vorbeiläuft, kann man sich die alten Bauern bei der Handernte so richtig hineinphantasieren.
Kurz nach Weißenburg i. Bay. kam ich an der Nord-Süd-Gefälle-Grenze vorbei. Das klingt etwas umständlich, ist wohl in Wahrheit dazu noch sehr theoretisch. Die Stelle markiert die Grenze an der die Flüsse auf der einen Seite nach Süden abfliessen und die Anderen nach Norden. Die Stelle erfreut sich grosser Beliebtheit von Autotouristen, deshalb habe ich den Beschrieb dazu nicht gelesen und ging schnell weiter.
An jenem Tag plagten mich nach ca. zwanzig Kilometer, Schmerzen im linken Oberschenkel gleich oberhalb des Knies. Ich ging danach trotzdem noch weiter bis nach Georgensgmünd. Eigentlich habe ich bisher ja immer am Sonntag Pause gemacht und der gestrige Tag war ein eindeutiges Zeichen, dass ich das auch an diesem Sonntag hätte tun sollen. Da ich mich in Ulm jedoch sehr genervt habe, dass ich im langweiligen Munderkingen Pause gemacht hatte und nicht in Ulm, habe ich diesmal beschlossen bis nach Nürnberg weiterzugehen und dort Pause zu machen. Ich wollte meinen Körper jedoch nicht überstrapazieren und habe Heute zwanzig Kilometer als Ziel gehabt und dies auch gemacht. Um dem Anonymus zu antworten: Ich bin in den letzten Wochen sicher nicht weicher, sondern härter geworden. Auch habe ich immer noch die Absicht die ganze Strecke zu Fuss zurückzulegen. Aber ich bin weder eine Maschine, noch auf einem Weltrekordversuch und schliesslich ist es meine Sache, ob ich mit dem Zug, dem Auto, dem Bus oder meinen Arschhaaren weitergehe. Nein im Ernst. Ich hatte einfach keine Lust eine weitere Übernachtung zu bezahlen, die mir nichts bringt, die mir eine weitere Tagesetappe beschert, welche erst noch zu neunzig Prozent auf der Strasse verlaufen wäre. Diese Entscheidung hat also nichts mit Faulheit sondern mit angenehmem Pragmatismus zu tun. Ich bin ja im Urlaub und nicht auf einem "ich-will-allen-etwas-beweisen-Trip".
Ihr wundert euch vielleicht ein Wenig über meine energische Antwort auf den anonymen Kritiker. Das hat einen Grund. Es nervt, wenn Leute nicht zu ihrer Antwort stehen und ich vor allem nicht weiss, welches Weichei hinter dieser Hero-Aussage steht.
Ich muss jetzt selbst schmunzeln über meine harten Worte, und habe mir gleich wieder überlegt diese zu löschen, da sie noch etwas Anderes aussagen. Ich fühle mich wohl etwas in meinem Stolz verletzt, durch diese Kritik. Dazu gibt es nur eine Antwort. Ich muss auch mir selber nichts beweisen. Ich bin im Urlaub. Item.
Die Wanderung von Georgensgmünd bis nach Schwabach ist keine besonders erwähnenswerte. Zuerst ging ich zehn Kilometer an einem Radweg entlang, danach noch ca. zehn auf einer ehemaligen Bundesstrasse, auf der die Fahrer mit Hundert kmh und mehr blochen.
Noch etwas für jene, die sich ernsthaft überlegen, einmal nach Nürnberg zu fahren. Ich bin in einer Jugendherberge einquartiert, die in einem ehemaligen Kornhaus liegt, gleich neben der kaiserlichen Burg. Die Jugendherberge ist wirklich schön renoviert und bietet einen sehr hohen Standart. Ausserdem ist die Übernachtung mit siebzehn Euro sehr günstig.
So damit verabschiede ich mich in die Nacht.

Gruss

Joel

Nürnberg

Servus Zusammen,

von Treuchtlingen ging ich Gestern weiter bis nach Georgensgmünd. Dort habe ich in der alten Schmiede übernachtet. Ich kriegte ein Doppelzimmer, das eigentlich € 40 gekostet hätte, ich aber für € 25 bekam. Der Marsch von Treuchtlingen bis nach Georgensgmünd war sehr schön und auch weit. Ich war Gestern so geschafft, dass ich Heute nur ca. 20km weit bis nach Schwabach gegangen bin, und für den Rest den Zug genommen habe. Die tollen Billetautomaten waren leider alle kaputt, so dass ich gratis fahren musste. Zum Glück kam kein Schaffner.
Ich habe euch ja schon erzählt, dass ich mich im fränkischen Jura befinde. Einen Ausflug hierher verbunden mit einem Besuch in Nürnberg kann ich nur empfehlen. Die Gegend bietet architekturhistorisch sehr viel. Man kann hier Fachwerkhäuser wie zu Kaiserszeiten bewundern. In Nürnberg selber hat es in der Innenstadt mehrere schöne Kirchen, grosse Plätze und riesige alte Häuser. Eines davon habe ich bereits auf dem Weg zur Jugendherberge bewundern können. Es ist ca. 70m lang, 30m breit und vier Stockwerke hoch. Auf diesen vier Stockwerken hat es ein riesieges Schrägdach, das mit Dachluken übersät ist. Von aussen sieht es so aus, als dass sich unter dem Dach noch einmal drei bis vier Stockwerke befinden. Als ich dieses Haus sah, habe ich zum ersten Mal bereut keinen Photoapparat dabei zu haben. Es ist jedoch auch schön, solche Dinge mit Worten zu beschreiben. Dies ist gar nicht so einfach. Die Kirchen habe ich schon angesprochen. Eine davon, die St. Lorenzkirche scheint die grösste in Nürnberg zu sein. Sie ist im gothischen Stil gebaut, und ist vollständig verziert und zu Ende gebaut. Ein wirklich imposantes Bauwerk.
Mehr zu Nürnberg und meinen zwei Wandertagen werde ich morgen schreiben, da ich jetzt etwas Feines essen gehen werde, und nur noch zwei Minuten Internetzeit habe.

Gruss

Joel

P.s.: Ich habe noch das wichtigste Bayern-Wort vergessen. Es heisst "freilich" und steht als Ersatz für "Ja". Wenn die Leute "Ja freilich" sagen, heisst das soviel wie "Ja klar".